Whistleblowing

Die einen sagen verpfeifen, die anderen nennen es Aufklärung.
Ich nenne es Zivilcourage.


Wer kennt es nicht - dieses unangenehme Gefühl, wenn man vor der Entscheidung steht, sich gegen Firma, Familie oder den Bekanntenkreis zu stellen, oder gar Anzeige zu erstatten? Dieses unangenehme Gefühl hat sehr viel mit unseren Ur-Instinkten zu tun, quasi vom Revierverhalten zur Bewusstwerdung. Fast jeder kennt das Revierverhalten: Egal wie schlecht man sich aufgehoben fühlen mag in "seiner" Firma, solange man dort ist, wird man seine Zugehörigkeit und die Firma immer irgendwie verteidigen. Wie in einer Partnerschaft, egal wie schlecht die ist. Hat man die Firma erstmal verlassen, sieht das schon ganz anders aus, da bleibt oft kein gutes Haar mehr an dem Unternehmen. Aber bis es soweit ist, ist diese Firma das Revier, zu dem man gehört.

Der nächste notwendige Schritt des Menschen ist, sich bewusst zu werden, dass unser Revier tatsächlich weit über die eigene Firma oder Familie hinausgeht. Am Anfang braucht es etwas Mut, aber hat man diesen Schritt einmal gemacht, werden die nächsten Schritte wesentlich leichter. Zivilcourage ist sehr befreiend und tut gut, erstmal sich selber und dann anderen. Revier oder bewusste Haltung, Tier oder Mensch - das ist die Frage.

Transparenz schadet nicht, sondern heilt.

Beim ersten Mal braucht es nur etwas Überwindung, wie beim Sprung vom 5m-Turm. 

 

Zum Vergleich: Wie wäre der Abgasbetrug auf Augenhöhe?

Gehe in ein Spielwarengeschäft, kaufe das gute alte Monopoly, nimm das Geld raus, steck es zu deinem eigenen und begib dich direkt zu VW nach Wolfsburg, suche dir ein schönes Auto aus, bezahle mit dem Mischgeld. Nach jetziger Lage sollte das kein Problem sein. Rückendeckung müsstest du von Politik und Justiz bekommen. Wenn du dir unsicher bist, bitte sie doch darum, daraus ein Staatsgeheimnis zu machen.

Mit Gruss an Bosch: Alternativ könntest du die Hersteller von Monopoly bitten, tatsächlich Falschgeld zu drucken und in das Spiel zu legen. Einigt euch einfach auf ein Befreiungs-Schreiben, in dem der Falschgeldhersteller schreibt, dass die Nutzung des Falschgeldes natürlich nicht erlaubt ist. Trotzdem kann man es ja massenhaft produzieren und verkaufen, wen interessierts. Möglicherweise sind so auch Drogen- und Waffenhandel straffrei, wenn man einen Beipackzettel dazu legt auf dem steht, dass Nutzung und Vertrieb verboten sind.

 


Whistlebox - das Konzept

  • Wir gründen eine Organisation, die Whistlecrowd.
  • Jeder kann die Whistlecrowd über Wirtschafts- oder Politikbetrug informieren, anonym oder offiziell.
  • Für die Informationen bekommt man Belohnungen. Wie Zeugen bei Aktenzeichen XY, denn nichts anderes ist das!
  • Die Belohnungen werden über Crowdfunding und über Spenden von Unternehmern gesammelt, die sich aktiv für eine nachhaltige Wirtschaft zum Wohle aller und gegen Gewaltpolitk einsetzen, sowie über Zahlungen von betrügenden Unternehmen, die lieber ein Gerichsverfahren vermeiden und sich ausserdem verpflichten, in Zukunft mit CSR und ohne Wirtschaftsbetrug zu wirtschaften. Wobei nicht jedes entlarvte Unternehmen sich von judikativen Sanktionen befreien lassen kann.

Viele können sich vielleicht vorstellen, Teil der Whistlecrowd zu werden, aber es mag (noch) der Mut fehlen, korrekte Informationen zu übermitteln. Das ist verständlich. Denn es ist ungewohnt, weil man von Zivilcourage zwar gehört hat, es einem aber niemand wirklich beigebracht hat. Wie so vieles Gutes. Doch es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.

Wer Straftaten und Betrug von Unternehmern aufdecken will, aber nicht nur in einem geschützten, sondern auch in einem anonymen Umfeld, der kann die Informationen anonym in der Whistle Box hinterlegen, quasi wie eine Babyklappe. Die Belohnungen werden in den Fällen transparent an gemeinnützige Organisationen gespendet. Man muss Betrug natürlich nicht alleine aufdecken, sondern kann sich mit Kollegen zusammentun.

Ist es nicht besser, Job-Perspektiven zu schaffen und Geld zu verdienen mit Zivilcourage, anstatt mit Ausbeutungs- und Sklavenkonzepten, wo immer mehr Menschen zu den Sklaven gehören?


Die Gefahr, die von Wirtschaftsbetrug ausgeht, wird auch in Deutschland unterschätzt. Mit verheerenden Folgen. Mißbrauch von Geld und Macht ist immer eine gefährliche Entwicklung, aber Bewahrer und Beschützer von Demokratie zu sein, ist eine ehrenvolle und vor allen Dingen grundgesetzkonforme Haltung. Im Gegensatz zu Betrug, da gibt es nichts zu verpfeifen. Whistleblowing muss honoriert werden! Leider zählt Zivilcourage bis heute nicht grade zu des Deutschen Stärken. Was doppelt tragisch ist, da viele gar nicht wissen, wieviel Spass Verantwortung macht. Ich kenne kaum etwas, was das Leben so stark verändert und bereichert, wie erwachende und wachsende Zivilcourage. 

Kaufmännische Betrüger haben organisationsübergreifend ein beeindruckendes Netzwerk mit einer vorbildlichen Zusammenarbeit, die sich durch Wirtschaft, Politik und Justiz zieht. Die Finanzierung von GewaltPolitik und GewaltWirtschaft kommt aus der Wirtschaft von Unternehmern, die nur durch die Gemeiscnhaft reich geworden sind. Würden die ambitionierten Guten ansatzweise so gut zusammenarbeiten wie die gewerblichen Bandenbetrüger – wir hätten allein dadurch nur halbsoviel Betrug. Ich hab schon überlegt, ob man Betrüger nicht mal fragen sollte, ob sie Seminare geben in Sachen Organisation und Zusammenarbeit. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass es auf der Welt zwei starke Grundprobleme resp. Triebfaktoren gibt - übrigens schon immer, nur heute geht das wegen der Technik viel rasanter. 1. Die explodierende kollektive Motivation für Betrug an der Gemeinschaft. 2. Dagegen eine kleine aktive Gemeinschaft, wenn es um das kollektive Bewußtsein geht, wie wichtig Teilen und Mengenlehre für die Gemeinschaft ist. Es gibt zwar immer mehr Organisationen, aber von Zusammenarbeit kann leider keine die Rede sein. Die Unternehmensegos sind gleichermaßen steigend, so wie die Resignation der Bevölkerung. Das Volk, die Gemeinschaft unterschätzt seine Kraft. Resignation, aus Bequemlichkeit? Resignation ist Gewaltschutz. Die Bevölkerung braucht Motivation zu mehr Zivilcourage. 

Es sind nie die Wenigen, die Geschichte schreiben, sondern immer die vielen, die die Geschichte tragen.

Wie siehts aus mit dem alten Kampf zwischen gut und böse? Einer schlägt und einer lässt sich schlagen, diese kollektive Opferhaltung könnten wir langsam mal beenden. Die Betrüger sind die Schmarotzer und Verräter. Angst oder gar Respekt vor Wirtschafts- und Politikkriminalität zu haben, ist wenig heilsam. Wandele Angst in Neugier und Mut ~ simsalabim ~ und vieles ändert sich.


Erkenntnis 1: 
Es gibt ein kollektives Bewusstsein. Betrug macht das erstaunlich deutlich.

Erkenntnis 2: Jeder große Betrüger hat mit kleinem Betrug begonnen. 

Erkenntnis 3 und Hoffnung 1: Kein Heiliger ist ohne Vergangenheit, kein Sünder ohne Zukunft.

change the world? change your mind.

 


Alles was ich weiss, hab ich von hochkarätigen Unternehmern und Betrügern gelernt. Rückblickend muss ich leider sagen, dass ich mich schon viel früher gegen Wirtschaftsbetrug hätte stellen können. Hab ich aber nicht bzw. nur selten. Und ganz ehrlich: Hauptsächlich wegen der inneren Blockade, denn ich bin lange nicht auf die Idee gekommen, dass Betrug* ein so weit verbreiteter Wirtschaftszweig ist. Politik und Justiz haben an dem rasanten Wachstum einen grossen Anteil. 

Hier ein kleiner Betrugs-Potpourri der letzten drei Jahre (2014-2016), die es genauso gegeben hat oder sogar noch gibt; gegen alle habe ich anzeige erstattet. In zeitlicher Reihenfolge

Und was habe ich die 25 Jahre davor live miterlebt? Aktienbetrug, Fördergeldbetrug (Deutsche und EU-Fördergelder), Dienstleistungsbetrug, Medienbetrug, Baubetrug, Lebensmittelbetrug, Produktbetrug, Medikamentenbetrug, Investoren- und Anlegerbetrug (wie ich ihn mir einfacher und dummdreister nicht vorstellen konnte!), Brandschutzbetrug (zieht sich quer durch Deutschland), etc. pp. Last but not least: Betrug an Mitarbeitern und Bürgern, wieder und wieder und wieder. 


Bei Polizei und Finanzämtern hab ich über die Jahre viele klasse Leute kennen gelernt, eine wahre Freude. Leider werden diese Menschen schnell an ihre Grenzen gebracht. Erstens werden ihnen die Ermittlungen nur allzu oft mit bürokratischem Schwachsinn schwer gemacht (Wusstest du, dass es für Verbrecher Schonzeiten für Durchsuchungen gibt? So müssen Sondereinsatzkommandos Nacht- und Schlafenszeiten respektieren und dürfen z.B. bei potentiellen Drogendealern nicht vor 6 Uhr morgens eine Durchsuchung organisieren). ... Noch Fragen?! 
Zweitens werden die Recherchen der Finanzbeamten von der Justiz allzu leicht abgeschmettert, die wenigen, die verfolgt werden, werden wie Kavaliersdelikte gepampert. O-Ton eines Ermittlers zu mir, den ich iS Steuerhinterziehung darüber informiert hatte, dass der Hinterzieher (geschätzte Schwarzeinnahmen bis zu 20.000€ jeden Monat) mindestens in den letzten 5 Jahren keinen einzigen Euro von einem seiner Konten abgehoben hatte - was bemerkenswert ist, wenn man als reicher Mensch fast alles bar bezahlt (sogar Yachten), aber offiziell (Firma) gar keine Bareinnahmen hat! Ermittlungsbeamter:  Frau Fritz, leider kennen wir die Staatsanwältin. Sie wird sagen, was sie in solchen Fällen immer sagt: "Wegen einer Aussage von irgendeinem Mitarbeiter prüfe ich doch keine Konten!"

Aha. Da frag ich mich natürlich, wann die liebe Staatsanwältin Konten prüft. Wenn der Steuerhinterzieher in einem irren Wahnanfall in der Fussgängerzone mit seinen Kontoauszügen umsich wirft, oder wann?! 

Umso wichtiger: Aufklärung durch Mitarbeiter muss salonfähig werden! Bedarf ist da, Betrugsmodelle gibt es viele. Steuerhinterziehung ist das bekannsteste Modell, aber in der Summe nicht einmal das größte. Oft sind es in einem Unternehmen sogar mehrere Konstrukte gleichzeitig. Es gibt sie überall - vom kleinen bis zum ganz großen Betrug, in allen Varianten, in allen Institutionen. Familie, Kirche, Justiz, Politik, Wirtschaft, NGOs. Tendenz stark steigend.

Zeitgleich werden millionen Menschen (Mitarbeiter?!) zwangsläufig zu Mitwissern gemacht, haben Sie das schonmal bedacht? Irgendwer muss den Dreck ja abarbeiten. Wer sich dagegen auflehnt, erfährt Druck und emotionale Erpressung, nicht nur seitens der Betrüger, die idR die einzigen Nutznießer sind, sondern oft auch im Freundes- oder Familienkreis, wo man Rat sucht. Die meisten Mitarbeiter werden für ihr Schweigen natürlich nicht bezahlt, höchstens im Management, dort vielleicht schon. Aber viele andere werden sogar für ihre eigentliche Tätigkeit noch vergleichsweise schlecht abgespeist oder müssen selbst nach Jahren um klägliche 100,-€ Lohnerhöhung betteln. Ist Ihnen das eigentlich klar - dass ganz alltäglich viele Millionen Mitarbeiter zum Zwangsmitwissern gemacht werden? Ist Ihnen ferner klar, dass man das auf dem Rücken eines jeden Einzelnen abläd, wenn Straftaten mehr beschützt werden, als die Rechte des Verbrauchers? Wissen Sie, wie viele ganz normale Menschen täglich an Politik und Justiz scheitern, wenn sie den Mut aufgebracht und Anzeige gegen Unternehmer wegen einer Straftat erstattet haben, aber die Anzeige ganz oft nichts bringt. Zum einen, weil der normale Mensch eben kein Rechtsfachprofi ist, und zum anderen, weil die Exekutiven oft schlichtweg überlastet sind. Aber leider ganz oft auch, weil die Justiz solche Straftaten bei weitem nicht so ernst nimmt, wie es im Gesetz geschrieben steht. Mitarbeiter werden also im allgemeinen für ihr Schweigen nicht bezahlt und für Zivilcourage soll man sie auch nicht honorieren, sondern am Ende sogar noch bestrafen? Was glauben Sie, wozu das führt, wenn das so weitergeht? 

Unsere Grundgesetze sind zwar hervorragend, aber ihre Umsetzung nicht. Unsere Marktwirtschaft ist weder frei noch sozial, aus der Vision wurde eine Illusion. Whistleblowing bedeutet nichts anderes, als zum Wohle der Allgemeinheit für die Wahrheit einzustehen und danach zu handeln. Handlungen im Übrigen, die wir von Politik und Justiz erwarten, die aber unsere rechtmässigen Erwartungen enttäuschen. Würden Politik und Justiz ihren Job machen, würden wir Whistleblowing doch gar nicht kennen.

 

Whistleblowing honorieren? Da sagt einer: Das ist Verrat. Dann sagt der andere: Korrekt, ich verrate deinen Betrug. Aber das ist Zivilcourage. Denn was du machst, das ist schlimm. Der wahre Verräter bist also du, und ich bin nur dann einer, wenn ich den Mund halte und deinen Betrug decke.

 

Wir alle gemeinsam müssen umdenken und die Auswirkungen von Gier und Betrug auf unsere Gesellschaft sowie unsere kollektive Haltung dazu überprüfen. Vom Bettler bis zum Multimillionär und jeder dazwischen. Denn Geld und Macht können süchtig machen mit schlimmen Auswirkungen, die keine wirklich lebensfähige Basis bilden. Sich für Aufklärung zu entscheiden und das zu belohnen, mag eine sensible Idee sein. Wenn viele Menschen aus ihrer Co-Abhängigkeit kommen und den Wert von Transparenz, Glaubwürdigkeit, Integrität und Aufklärung zu leben verstehen, dann werden wir gemeinsam in diese Idee hineinwachsen und das Beste daraus machen. Wir leben nicht auf dem Planet der Affen - das Wohl aller, das ist das einzig Beste.


Und ja, ich bin ein Fan von Edward Snowden. Natürlich. Wir haben ihm viel zu verdanken. Warum also darf Herr Snowden in Deutschland nicht unbehelligt und (rechtlich) beschützt leben? 

. Weil unsere Gesetze zwar niedergeschrieben, aber nicht für alle gültig sind?

. Weil dafür Gesetze gelten, die ungeschrieben, aber trotzdem gültig sind? Nicht für alle natürlich.

. Sind das die berühmt berüchtigten "Ja, aber-Gesetzte"? Kann mir die mal einer schicken bitte.

. Kann/Darf es wirklich Gesetze geben, die über unseren Grundgesetzen stehen? Das ist kein Verrat?

Wenn Machtmißbrauch in einem Land zum Verbrechen wird (sogar vom Land selbst, ob nun in USA oder D oder sonstwo) und von staatlichen Institutionen umsomehr beschützt wird, je schlimmer der Machtmißbrauch ist - dann hat unser Grundgesetz keine Gültigkeit mehr. Wir können die Bücher verbrennen. Von Terroristen lassen wir uns doch auch nicht erpressen, warum also von Geld und Macht in Anzug und Krawatte? Und zum Thema Landesverrat, also Ausplaudern von Staatsgeheimnissen & Co, dies: Kann Betrug ein Staatsgeheimnis sein? Die Frage ist absurd, oder?

Dafür muss ich doch nicht Jura studieren! Schon gar nicht, wenn das Ergebnis eines so intensiven Studienganges später sein soll, diese Frage mit Ja beantworten zu müssen ... Also sage ich (gesund): Nein, denn: Wir - die Bevölkerung sind der Staat. Und unser Geheimnis ist Betrug sicher nicht! Politiker und Justiz sind in ihrer Berufsfunktion nicht der Staat, sie sind "nur" Vertreter des Staates; sie sollen unsere Verteter sein! Und wenn Politiker Betrug als Staatsgeheimnis behandeln, dann vertreten sie sicher nicht den Staat, sondern wen? In meinen Augen machen sie sich damit strafbar.  1+1 = 2 = Betrug ist nicht zu legalisieren. Das müssen die gesunden Betrachtungsweisen beim NSA Skandal, beim VW Skandal und bei den vielen anderen Irrwegen ebenfalls sein. VW stand wie kaum ein anderes Unternehmen für Made in Germany. Mit dem Abgasbetrug hat der Konzern unser Land einem Erdbeben ausgesetzt, dessen ganze Erschütterung nur scheinbar nicht folgte. Die Risse sind da, Spätschäden bleiben abzuwarten. Immerhin gehörte Made in Germany weltweit zu den ganz wenigen natürlich gewachsenen Marken, ähnlich wie Real Madrid zum Beispiel. Von dieser authentischen Markenstärke können andere nur träumen. Bisher konnten viele deutsche Firmen von dieser Kraft profitieren. Welche Unternehmen wären neben VW ernsthaft in der Lage, aus diesem Traum einen Albtraum zu machen? 

 


Zwischenbemerkung Jan 2017

Für die Verwegenheit meines Einsatzes ernte ich Lob und Kritik gleichermaßen. Die Kritik ist mitunter sehr emotional bis hin zu hasserfüllt, nicht nur von Unternehmern, auch von Opfern. Letzteres meist aber nur, wenn Betrug im eigenen Umfeld stattfindet, sei es in der Familie oder beim eigenen Arbeitgeber. Wen wunderts. Sage dem Trinker, er ist Alkoholiker und der Frau des Trinkers das gleiche - beide finden Entschuldigungen und verteidigen ihre Ausreden und sicher wird dich keiner der beiden umarmen ...
Wenn ein Mitarbeiter mal für den Arbeitgeber ersichtlich aufmüpfig wurde und Gefahr der Entlarvung drohte, was glauben Sie, war die emotionale Erpressung, die ich am häufigsten beobachtet habe? "Ja, meistens kommts ja von den eigenen Leuten...."  Oh, das wirkt. Und wie das wirkt. Da kommt sofort Schamgefühl hoch. Ich sag heute "Natürlich kommts aus dem eingeweihten Kreis, von wem denn sonst? Der Klempner, der nur einmal im Jahr kommt, der erfährt ja von dieser Scheisse nichts!"  Wenn ihr Unternehmer (die ihr betrügt) eure Mitarbeiter wirklich zu den eigenen Leuten zählt, dann teilt doch mal euren Gewinn mit den eigenen Leuten. Aber was ihr wirklich tut, ist, dass ihr von Mitarbeitern verlangt, eure Scheisse zu fressen, ob sie wollen oder nicht. So siehts aus.

Dennoch: Ich möchte hier mal etwas klarstellen, zum Beispiel zur Steuerhinterziehungsgeschichte, weil das komischerweise so viele Leute besonders aufwühlt. Warum eigentlich? Nun denn

1.) Ich bin nicht zu 100% gegen Steuerhinterziehung. Die Alternative ist ja, dass die Politik das Geld verwaltet. Das ist vom Regen in die Traufe. Allerdings ist mir die Traufe immer noch lieber, als der Regen. 

2.) Ich bin gegen Ungerechtigkeit. Die beiden Unternehmer aus der Steuergeschichte sind offiziell Einkommens-Multimillionäre und haben so schon mehr als sie ausgeben wollen(!). Aber was die beiden zusätzlich an Schwarzgeld einnehmen, ist jeden Monat mehr, als viele Familien im Jahr haben. Ich sage: Erst wenn alle mehr haben als sie wollen und brauchen, dann möge man Steuerhinterziehung meinethalben gerne als Kavaliersdelikt belächeln.

3.) Ich bin dagegen, wenn man meint, man könne Intelligenz am Kontostand messen. Selbst der Alki käme nicht auf die Idee, seine soziale Kompetenz an seinem Alkohol-Pegel zu messen. Nur wenn er breit ist, dann vielleicht schon ...

4.) Ich bin genauso wenig zu 100% gegen Steuerhinterziehung wie ich auch sicher nicht für unreflektiertes und untertäniges Befolgen aller unserer Gesetze bin! Ich bin für selbstbestimmtes, eigen- und gemeinschaftsverantwortliches Handeln!

Zufälligerweise schätze ich viele unserer Gesetze, vor allen Dingen unsere Gundgesetze halte ich sehr hoch. Ich wundere mich jeden Tag, wie so etwas Hochkarätiges zustande kam. Die Latte hängt hoch - nur was das bedeutet, haben offensichtlich viele so gar nicht verstanden und gehen täglich munter drunter durch. Der Mißbrauch der Grundgesetze und insbesondere die Mißachtung von Artikel 1 unseres Grundgesetzes durch Wirtschaftler, Politiker, Juristen, und sogar von Opfern selbst - dagegen bin ich definitiv. Ohne Ansehen der Person.

5.) Ich bin für Teilen. Das Ganze ist grösser als die Summe der Einzelteile, you know? Nein, you don't know? Dafür soll es Crosslearning und MiG geben. Damit auch Opfer erkennen, welcher Anteil ihnen zusteht, dass sie die Höhe maßgeblich mit beeinflussen können und wie sie das tatsächlich noch in diesem Leben erreichen können.  Und Täter und Opfer möchte ich dazu inspirieren, was möglich ist an Grösse und Reichtum, wenn Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit, also wenn die Last der Sucht erstmal von einem abgefallen ist.

6.) Ich liebe es, wenn Dinge funktionieren. Ich liebe es, Ideen wachsen und gedeihen zu sehen. Ich liebe es, produktiv zu sein. Es ist eine Frage der Identifikation und der gesellschaftlichen Empathie, aber ganz besonders auch der Empathie sich selbst gegenüber.

Natürlich darfst du viel Geld verdienen und wenns dir beliebt auch darin schwimmen. Es ist nur die Frage, ob du das Geld oder dein Leben managst. Wenn du anfängst, des Geldes wegen zu arbeiten - weil du musst oder  weil du nicht mehr damit aufhören kannst -  dann gehst du das grosse Risiko ein, Sinnhaftigkeit zu verlieren und deinem Umfeld aktiv oder passiv zu schaden. Ein erfülltes Leben sieht anders aus. 

Wenn nichts mehr nötig ist, dann ist alles möglich.

 


Struktur von Betrug und die kollektive Haltung dazu

Es geht nicht darum, Lynchjustiz zu betreiben, sondern darum, eine Haltung einzunehmen, um gemeinsam eine gefährliche Dynamik aufzuhalten. Auch Betrüger dürfen ihre Haltung natürlich ändern und sich jederzeit der richtigen Seite zuwenden. Wenn viele Menschen auf der guten Seite stehen - das ist doch das, was eine Gemeinschaft wirklich stark macht. Und wenn es ein einziger Konzern schafft, nicht nur den Ruf eines ganzen Landes gefährlich zu erschüttern, dann wird es höchste Zeit, in sich zu gehen und sich seine Seite mal genau anzuschauen. 

Übrigens: Die Performance in Sachen Struktur, Organisation und technischem Fortschritt - das alles ist bei Betrug oft sehr vorbildlich organisiert. Immerhin: Es geht also. Umso trauriger ist nur, dass Betrug in den meisten Firmen unnötig ist, da die Unternehmen auch ohne Betrug attraktiv wirtschaften würden - und vielleicht sogar noch besser; wenn wir uns alle einig wären. Es geht nicht immer nur um den großen Betrug, wie z.B. bei VW, auch wenn der Trend leider zu groß und größer geht. Es beginnt schonb bei den vielen kleinen etablierten Schummelszenarien, die ebenfalls zum Nachteil von Arbeitnehmern und Verbrauchern sind und die in der Summe ganz viel ausmachen. Noch jeder große Betrüger hat mit Kleinigkeiten angefangen. Und dann geht es um die große Mitte, die nach und nach zur falschen Seite kippt. Das führt zu großem Schaden. Schaden, den auch aufrichtige Unternehmer und Politiker irgendwann nicht mehr abzufangen vermögen. 

Wirtschaftsbetrug ist heute stark verankert in unserer Gesellschaft, in kleinen und in großen Firmen, und überall mit Wachstumsfaktor. Mittlerweile geht man damit sogar schon hausieren. In Italien hat man seine Korruption, hier bei uns nenne ich es Lobbyismus. Betrug ist Alltag geworden und deshalb glauben viele Unternehmer sogar, dass sie ein Recht dazu haben. Ein Gewohnheitsrecht, auch wenn sie sich auf die Fahnen, die sie nach aussen schwenken, was anderes schreiben. Und sie werden immer dreister. Weil niemand es verhindert. Schach.

Hilf mit, dem ein Ende zu machen. Denn die Sucht nach Geld und Macht ist hauptursächlich für die fatalen gesellschaftlichen Entwicklungen weltweit, Machtmißbrauch ist maßgeblich verantwortlich für unsere jetzige Tragödie.

 

Wie sagte Dr Motte so treffend zur Love Parade 1998?

one world one future

 


 

* Betrug ist im Kontext nicht zwangsläufig juristisch, sondern umgangssprachlich zu verstehen.

 

Susanne Fritz, Okt. 2016